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Der ultimative Jab Leitfaden

Eine der wichtigsten Waffen im Boxkampf ist der JAB! Großartige Boxer wie Muhammad Ali, Sugar Ray Leonard oder Oscar De La Hoya waren in der Lage, einen Kampf fast ausschließlich wegen ihrer perfekt eingesetzten JABs zu gewinnen. Auch wenn Du vielleicht kein Star als Boxer werden wirst: Du brauchst eine gute Führhand, mit der Du den JAB schlägst. Dieser Leitfaden soll Dir helfen, Deinen JAB zu entwickeln und gezielt einzusetzen.

Der JAB und die Führhand

Kurz gesagt ist der JAB eine explosiv geschlagene Gerade mit der Führhand, also Deiner etwas schwächeren Hand. Die Führhand wird normalerweise nicht als Schlaghand eingesetzt. Wenn Du Rechtshänder bist, ist in der Regel die linke Hand Deine Führhand (bei Linkshändern umgekehrt). Du schlägst einen JAB, um Deine nächsten Schläge vorzubereiten. Eine ruhige und entspannte Führhand kann den JAB mit Power und Präzision schlagen. Die Kraft für den Schlag kommt aus dem Trizeps und dem Brustmuskel. Er zielt auf den Kopf des Gegners, selten auf den Bauch. Mit dem richtigen Timing, guter Beinarbeit und einem effektiven Schlagwinkel landet Dein JAB gut platziert. Machst Du dabei einen Schritt vorwärts, ist der JAB härter. So kann der Gegner in seiner Kombination gestoppt werden und Du kannst die optimale Position für Deine Power Punches einnehmen. Aber es gibt verschiedene Arten des JABs, und jetzt sollst Du erfahren, welche das sind und wie man sie einsetzt.

Die verschiedenen Arten des JABs

So unterschiedlich die Arten des JABs, so verschieden sind auch die Möglichkeiten, ihn beim Boxen einzusetzen. Du solltest alle Arten im Training ausprobieren und im Kampf den JAB einsetzen, der Dir am meisten liegt bzw. der Dir im Kampfverlauf am meisten hilft. Im Folgenden einige Beispiele.

Standard-JAB

Der Standard-JAB wird von der Grundposition aus geschlagen. Mit dem vorderen Bein gehst Du einen Schritt nach vorne, gleichzeitig lässt Du Deine Führhand in Richtung Deines Gegners schnellen. Ziehe die Hand wieder zurück und mache dabei mit Deinem hinteren Bein einen Schritt nach vorne, so dass Du wieder in der Grundposition ankommst.

Tapper

Ein Tapper JAB hat das Ziel, die Deckung des Gegners nach oben zu bringen. Das schenkt Dir Zeit für einen härteren Schlag. Oder er verschafft Dir die Möglichkeit, Dich selbst aus der Gefahrenzone zu bringen. Dieser leichte Schlag ist eine Art Finte, die den Gegner ablenkt. Du stupst Dein Gegenüber praktisch nur etwas an, er ist irritiert und abgelenkt. Du kannst beispielsweise auch nur seinen Boxhandschuh antippen, um dann mit Deiner Rechten einen Aufwärtshaken oder diagonalen Schlag ins Gesicht anzubringen. Oder mache es wie Joe Calzaghe und Bernard Hopkins, die den Tapper oft ins Gesicht des Gegners platzierten, um dann eine rechte Gerade auf den Körper zu schlagen.

Power JAB

Der Power JAB bezieht seine Wirkung aus der Kraft der Beine, der Körperrotation und dem Winkel zum Gegner. Er ähnelt einem linken Cross. Um die Kraft aus dem Körper, vor allem aus den Beinen, in den Power JAB zu leiten, musst Du einen Schritt nach vorne treten und dabei den Körper leicht rotieren. Am besten klappt das Rotieren, wenn Du während des jabbens (to jab = engl. stoßen) zur rechten Seite Deines Gegners kreist. Damit erzeugst Du einen geraden Angriffswinkel und bringst Dich selbst in die beste Position zum Anbringen eines Schlages an Deinem Gegner. Der JAB kann dadurch eine verheerende Wirkung haben. Wenn Du beim JAB nach vorne gehst, dann vermeide es zu springen. Als Überraschungseffekt kann ein eingesprungener Power JAB eine gute Waffe sein, aber er bietet Raum zum Konter und sollte deshalb nur sehr selten eingesetzt werden. Das Wichtigste: Zeige Deinem Gegenüber niemals an, dass Du einen JAB schlagen wirst, indem Du die Führhand leicht nach hinten ziehst! Der Schlag muss ansatzlos erfolgen. Miguel Cotto und Floyd Mayweather jr. setzten den Power JAB häufig ein.

Space-Maker

Der Space-Maker (in Deutsch „Distanz-Schaffer“) funktioniert ähnlich wie der Tapper. Dein linker Arm bleibt dabei allerdings fast komplett ausgestreckt, was den JAB schneller macht. Das ermöglicht Dir, hintereinander mehrere kleine JABs zu schlagen. Damit hältst Du Deinen Gegner auf Abstand, vor allem wenn Du dabei leicht nach vorne schiebst. Da Deine Führhand die schwächere Hand ist, haben die kleinen Schläge allerdings nicht viel Kraft und fallen nicht sehr wuchtig aus. Außer dass der Gegner auf Distanz gehalten werden soll hat der Space-Maker den Zweck, ihn abzulenken und beschäftigt zu halten. Achtung: Wenn Du den Space-Maker einsetzt, musst Du immer in Bewegung bleiben! Dabei ist es äußerst wichtig, immer die rechte Hand des Gegners im Blick zu haben. Wenn Du Dich nicht genug bewegst und den Arm ausgestreckt lässt, bist Du anfällig für harte rechte Konter. Spezialist für den Space-Maker: Kostya Tszyu.

Double JAB

Der Double JAB ist das, was der Name sagt – ein doppelter JAB. Einem guten JAB folgt also unmittelbar ein zweiter. Der Double JAB kann vielfältig eingesetzt werden, nämlich in der Vorwärts-, Rückwärts- und Seitwärtsbewegung. Um den Gegner zu stoppen, sollte er relativ hart geschlagen werden, vor allem wenn der Gegner im Begriff ist, eine rechte Gerade zu schlagen. Der Double JAB ist eine wirksame Strategie, wenn der Gegner eigentlich mit genau dieser 1-2 Kombination von Dir rechnet, also mit einem JAB und einer rechten Geraden. Er erwartet nach dem ersten JAB die rechte Gerade und wird stattdessen mit einem zweiten JAB überrascht. Erst nach dem Double JAB schlägst Du dann die rechte Gerade zum Kopf oder Körper und hast beste Chancen auf den Treffer. In der Defensive ist der Double JAB sinnvoll, wenn Dein Gegner eine 1-2 Kombination schlägt und Du mit dem zweifachen JAB konterst. Der Double JAB wurde oft eingesetzt von Marco Antonio Barrera und Oscar De La Hoya.

JAB zum Körper

Dieser JAB wird nicht zum Kopf, sondern zum Körper geschlagen. Schaden wird er dem Gegner nicht zufügen, weil er nicht hart genug ist. Aber er wird ihn ablenken, seine Deckung nach unten bringen und ihn anfällig für einen Treffer am Kopf (etwa eine rechte Gerade) machen. Der JAB zum Körper wurde gerne genutzt von Arturo Gatti oder Shane Mosley.

Konter JAB

Wenn Du entspannt bist und flink auf den Beinen, kannst Du den Konter JAB einsetzen. Das geht folgendermaßen: Dein Gegner schlägt seine Führhand. In diesem Moment stoppst Du mit Deiner rechten Hand umgehend seinen JAB, machst einen Schritt nach vorne und schlägst Deinerseits einen JAB in sein Gesicht. Achte darauf, mit Deinem Kopf nicht nach hinten zu zucken, aber auch nicht zu weit mit dem Kopf nach vorne zu gehen. Im ersten Fall verlierst Du Deine Lockerheit, im zweiten Fall kann Dich ein Treffer seiner rechten Geraden erwischen. Sollte Dein Gegenüber es mit einem eingesprungenen JAB versuchen, dann blocke seine Führhand, mach einen Schritt nach hinten, und steige dann mit einem Konter JAB schnell wieder nach vorne. Nach Deiner Rückwärtsbewegung hat der Konter einen echten Überraschungsmoment. Erik Morales war einer der Boxweltmeister, die den Konter JAB gerne eingesetzt haben. Wenn Du Dich allerdings im Kampf eher angespannt fühlst, klappt der Konter JAB nicht so gut und Du solltest darauf verzichten.

Der richtige Einsatz des JABs

Wie der JAB am besten zu nutzen ist, wird vielfach diskutiert und es gibt dazu viele Meinungen. Es ist also an Dir, Dir die verschiedenen Möglichkeiten anzutrainieren und am besten alle Varianten zu nutzen. Hier ein paar Beispiele:

  • Enden mit dem JAB
    Kombos werden von den meisten Boxern mit einer rechten Geraden beendet. Schlägt man dabei allerdings ins Leere, ist man offen für den Konter des Gegners. Wer jedoch seine Kombo mit einem JAB und einem Schritt nach hinten beendet, begibt sich aus der Gefahrenzone. Du erzielst mit Deinem JAB einen Punkt und verteidigst Dich zugleich gegen einen Konter mit der rechten Geraden. Eine kluge Strategie!
  • JAB oben, JAB unten
    Hier heißt das Prinzip: Nachdem Du einen JAB zum Kopf geschlagen hast, folgt ein Schlag zum Körper. Und umgekehrt folgt nach einem JAB zum Körper ein Schlag zum Kopf. Es ist ganz einfach.
  • JAB leicht/hart
    Eigentlich handelt es sich hier um einen Double JAB, wobei einem leichten immer ein harter bzw. einem harten ein leichter JAB folgt. Schlägst Du beispielsweise einen leichten JAB auf den Boxhandschuh, folgt ein harter JAB durch die Deckung. Oder einem leichten JAB auf den Körper folgt ein harter JAB zum Kopf. Einem harten JAB zum Gesicht kann ein leichter in die gleiche Richtung folgen, um die Deckung Deines Gegners oben zu halten. Das gibt Dir die Gelegenheit, die Kombination mit einer harten Rechten abzuschließen. Manchmal genügt auch eine Finte anstelle des voll ausgeführten JAB.
  • JAB/Rechte Finte/JAB
    Hier schlägst Du einen JAB, täuscht mit der rechten Hand einen Schlag nur an und schlägst stattdessen einen weiteren JAB.
  • JAB/Schritt zurück/JAB
    Nach einen JAB trittst Du sofort einen Schritt zurück und bringst Dich damit außer Schlagdistanz des Gegners. Er verfehlt seinen Konter. In diesem Moment gehst Du erneut in die Offensive und schlägst einen zweiten JAB, gefolgt von einem oder mehreren harten Schlägen.

Den JAB des Gegners kontern

Im Kampf gegen einen Jabber ist es schwierig, in Nahdistanz zu kommen. Deshalb ist es unglücklicherweise nicht ganz einfach, einen guten JAB zu verteidigen, und das geht oft ziemlich an die Nerven. Amateurboxer beißen sich an einem perfekten Jabber oft frustriert die Zähne aus. Schließlich können auch mit einem vermeintlich schwachen Schlag wie dem JAB Punkte im Kampf erzielt werden, und so gerät man schnell in Bedrängnis. Aber es gibt Möglichkeiten, einen JAB zu kontern. Einige davon kannst Du im Folgenden kennen lernen.

  • Rechter Haken
    Wenn Dein Gegner größer ist als Du oder aber ein Boxer ist, der seinen Kopf nach einem eigenen JAB nicht bewegt, hast Du eine gute Konterchance mit einem rechten Haken. Damit nutzt Du den toten Winkel Deines Gegners aus und kannst einen oft verheerenden Schlag anbringen. Dabei weichst Du dem JAB des Gegners mit Deinem Kopf zur Innenseite des JABs aus, steigst mit Deinem Körper hinein und schlägst eine Overhand zum Kopf des Gegners mit Deiner Rechten. Da Dein Gegner diesen brutalen Konter nicht kommen sieht, führt der nicht selten zum K.O.
  • Wechseln der Distanz
    Boxer, die den JAB häufig nutzen, haben meist ein gutes Bewusstsein für die Distanzen zum Gegner. Du kannst ein wenig Verwirrung schaffen, wenn Du Deine Distanz häufig änderst, Dich als sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schlagdistanz hin und her bewegst.
  • Parieren plus rechte Gerade
    Das Parieren ist eine der grundlegenden Abwehrmethoden und in Kombination mit der rechten Geraden eine gute Kontermöglichkeit gegen den JAB. Das klappt besonders gut, wenn Dein Gegner bereits etwas müde wird und seine Führhand nicht mehr so schnell zurückziehen kann. Oder wenn er zu den Boxern zählt, die die Führhand schieben und den Arm ausgestreckt halten. Dabei blockst Du die Hand des Gegners leicht nach unten, steigst schnell nach vorne und schlägst über seine Führhand hinweg eine schnelle rechte Gerade. Du bewegst Dich dabei auf den Ballen und legst den Körper ein wenig nach vorne, sobald Du den JAB kommen siehst. Dann wird Dir dieser Konter gelingen.
  • Zusammenzucken verboten!
    Es ist ein Reflex, zusammen zu zucken, sobald man einen Schlag auf sich zukommen sieht. Im Training solltest Du immer wieder versuchen, Dir diesen Reflex abzugewöhnen! Mit ein wenig Übung ist das möglich. Denn im Moment Deines Zuckens kann der Gegner Dich und Deine nächsten Bewegungen berechnen. Dadurch kann er Dich täuschen oder einen harten Schlag landen.

Merke:

Der JAB ist ein effektiver Schlag, um Deinem Gegner zu schaden, in wegzuschieben und Dir selber Platz zu verschaffen. Er ist eine der besten Waffen im Kampf. Deshalb solltest Du ihn immer wieder trainieren, um ihn im Kampf optimal anwenden zu können. Mit einem Stück Klebeband als Zielpunkt auf dem Boxsack verbesserst Du Deine Zielgenauigkeit. Und dann: Wende den JAB an!

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